Kennst du dieses kurze Zögern vor dem Chatfenster – der Cursor blinkt, und in deinem Kopf schwirrt nur eine Frage:
„Was soll ich eigentlich eingeben?“
Genau hier setzt dieser Artikel an. Die meisten Menschen tippen einfach irgendetwas ein, hoffen auf „magische“ KI-Power – und sind dann enttäuscht, wenn die Antwort mittelmäßig, schwammig oder komplett am Ziel vorbei ist.
Das eigentliche Problem ist meistens nicht die KI, sondern die Anweisung, also der Prompt.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit einer einfachen 4-Schritte-Struktur deutlich bessere Antworten aus ChatGPT & Co. herausholst – ohne, dass du zum Prompt-Engineer werden musst. Wir schauen uns an:
- was Prompting überhaupt ist,
- wie KI grob „denkt“,
- welche vier Fragen du dir vor jedem Prompt stellen solltest,
- wie du Schritt für Schritt bessere Antworten baust
- und wie das im Job und privat konkret aussehen kann.
Am Ende hast du einen Leitfaden, den du bei jeder neuen Aufgabe wiederverwenden kannst – statt jedes Mal bei null anzufangen.
Was ist Prompting – und warum ist es so wichtig?
Prompting bedeutet im Kern: Du erklärst einer KI möglichst klar, was sie für dich tun soll.
Ein Prompt ist deine Anweisung – vergleichbar mit einem Briefing an eine Kollegin oder einen Dienstleister. Wenn das Briefing vage ist, wird das Ergebnis selten gut. Wenn das Briefing konkret ist, steigt die Chance auf ein wirklich brauchbares Ergebnis massiv.
Ein Prompt kann z. B. sein:
- eine Frage
– „Welche 5 Fragen sollte ich im Bewerbungsgespräch auf jeden Fall stellen?“ - eine Aufgabe
– „Schreibe eine freundliche, aber bestimmte Antwort auf diese Reklamations-Mail.“ - eine Rolle
– „Tu so, als wärst du mein Lerncoach und hilf mir, das Thema X zu verstehen.“
… oder eine Kombination aus allem.
Je klarer deine Anweisung, desto besser kann die KI „erraten“, welche Art Antwort du erwartest. Prompting ist also nichts Mystisches, sondern im Grunde gutes Briefing für ein sehr schnelles, sehr sprachstarkes System.
Wie KI „denkt“: Muster statt Verständnis
Bevor wir in die Praxis einsteigen, hilft ein kurzer Blick unter die Haube – auf ganz einfachem Niveau.
ChatGPT und andere KI-Textgeneratoren basieren auf sogenannten Sprachmodellen (Large Language Models). Diese Modelle wurden mit sehr vielen Textbeispielen trainiert und berechnen bei jeder Antwort die wahrscheinlichste nächste Textfortsetzung.
Wichtige Konsequenzen:
- Die KI versteht Inhalte nicht wie ein Mensch, sie erkennt Muster in Sprache.
- Sie kann Dinge sehr überzeugend formulieren – auch wenn sie sachlich falsch sind.
- Der Wissensstand ist je nach Modell und Version begrenzt oder nicht immer tagesaktuell.
Das heißt: Auch mit einem guten Prompt wirst du nie eine 100 % verlässliche Wahrheit bekommen. Aber du kannst mit guten Prompts dafür sorgen, dass:
- die Antworten klarer,
- strukturierter
- und näher an dem sind, was du wirklich brauchst.
Genau dafür brauchst du eine einfache Struktur.
Die 4 Fragen vor jedem Prompt
Statt planlos loszuschreiben, kannst du dir vor jedem Prompt vier kurze Fragen stellen:
- Rolle – Wer soll die KI „sein“?
- Aufgabe – Was genau soll sie tun?
- Kontext – Was muss sie über die Situation wissen?
- Format – Wie soll die Antwort aussehen?
Diese vier Elemente bilden deine 4-Schritte-Struktur. Wenn du magst, kannst du sie dir als Kürzel merken: Rolle, Aufgabe, Kontext, Format. (Manche nennen das RACF – der Name ist aber weniger wichtig als die Idee.)
Schauen wir uns die Teile im Detail an.
1. Rolle – aus welcher Perspektive soll die KI antworten?
Mit der Rolle gibst du der KI einen Blickwinkel und einen groben Stil.
Beispiele:
- „Du bist ein:e erfahrene:r Marketing-Manager:in im B2B-Bereich.“
- „Du bist HR-Expert:in mit Schwerpunkt auf inklusiver Sprache.“
- „Du bist Lehrer:in und erklärst ein komplexes Thema für Einsteiger:innen.“
Das muss nicht übertrieben klingen. Ein Satz reicht oft völlig. Wichtig ist: Die KI weiß, für wen sie schreibt und in welchem Ton.
2. Aufgabe – was soll konkret passieren?
Hier wird es oft schwammig. „Hilf mir mit diesem Text“ ist für eine Maschine zu ungenau.
Konkreter wird es z. B. so:
- „Schreibe eine Einleitung für einen Blogartikel über Prompting für Einsteiger:innen.“
- „Formuliere eine freundliche Antwort auf diese Kundenbeschwerde, in der wir uns entschuldigen und eine Lösung vorschlagen.“
- „Erstelle eine Liste mit 10 Ideen für LinkedIn-Posts zu diesem Thema.“
Wenn du die Aufgabe klar formulierst, verhinderst du, dass die KI „irgendetwas“ tut – sie weiß dann genau, welches Ergebnis am Ende stehen soll.
3. Kontext – was muss die KI über deine Situation wissen?
Die KI kennt deine Welt nicht. Was für dich selbstverständlich ist („B2B“, „Team von 5 Leuten“, „deutschsprachiger Markt“), ist für sie unsichtbar – bis du es erwähnst.
Nützliche Kontext-Fragen:
- Wer ist die Zielgruppe (z. B. Führungskräfte, Studierende, Kund:innen, Kinder)?
- Für welchen Kanal ist der Text gedacht (LinkedIn, interne Mail, Präsentation, Website)?
- Welche Einschränkungen oder Besonderheiten gibt es (z. B. „max. 300 Wörter“, „kein Fachjargon“, „Kontext: DACH-Markt“)?
Kontext heißt nicht, dass du 10 Seiten Text einfügen musst. Oft reichen 2–5 Sätze, die den Rahmen abstecken.
4. Format – wie soll die Antwort aussehen?
Dieser Teil wird extrem oft vergessen – und macht später am meisten Arbeit.
Wenn du kein Format vorgibst, bekommst du meistens:
- lange Fließtexte ohne klare Struktur,
- Sachen, die sich schlecht in Präsentationen, Mails oder Tools übertragen lassen.
Formatvorgaben können sein:
- „max. 5 Bulletpoints“
- „eine Tabelle mit den Spalten: Idee | Zielgruppe | nächster Schritt“
- „3 Absätze, jeweils 3–4 Sätze“
- „max. 150 Wörter“
Je klarer das Format, desto weniger Nacharbeit hast du hinterher.
Vom Bauch-Prompt zur klaren Anweisung – ein Beispiel
Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Du willst, dass dir die KI erklärt, was Prompting ist.
Variante 1 – „Bauch-Prompt“
„Erklär mir Prompting.“
Was passiert?
Die KI sucht sich selbst eine Zielgruppe, ein Niveau und ein Format. Das kann okay sein – oder komplett daneben.
Variante 2 – mit der 4-Schritte-Struktur
- Rolle: Du bist Trainer:in für generative KI und erklärst Einsteiger:innen, wie sie mit ChatGPT starten können.
- Aufgabe: Erkläre, was Prompting ist und warum gute Prompts wichtig sind.
- Kontext: Die Leser:innen haben wenig Zeit, sind berufstätig und haben bisher wenig Erfahrung mit KI-Tools. Sie wollen schnell verstehen, wie ihnen ein KI-Textgenerator im Alltag helfen kann.
- Format: Erstelle zuerst eine kurze Erklärung in max. 5 Sätzen. Danach 3 Bulletpoints mit den wichtigsten Vorteilen von gutem Prompting.
Wenn du beide Antworten vergleichst, wirst du merken:
- Version 2 ist fast immer zielgenauer,
- sie lässt sich direkt weiterverwenden (z. B. im Intranet, in einer Präsentation),
- und du kannst die Struktur auf andere Themen übertragen.
Die 3 häufigsten Fehler – und wie die 4-Schritte-Struktur hilft
Die vier Fragen helfen dir, typische Anfängerfehler zu vermeiden:
Zu vage Aufgaben
→ Die klare Aufgabe sorgt dafür, dass die KI weiß, was sie liefern soll.
Kein Format
→ Mit einer einfachen Formatvorgabe verhinderst du Textwüsten.
Erwartungen nicht ausgesprochen
→ Rolle und Kontext machen deine Erwartungen sichtbar (Zielgruppe, Ton, Einsatzort).
Du musst nicht jedes Mal eine perfekte Romanstruktur bauen. Aber wenn du dir angewöhnst, vor dem Prompt kurz zu denken:
„Wer bist du? Was sollst du tun? Was musst du wissen? Wie soll das Ergebnis aussehen?“
… dann steigen Qualität und Wiederholbarkeit deiner Ergebnisse spürbar.
Iterativ statt „einmal und fertig“
Ein weiterer Profi-Trick, den du schon als Einsteiger:in nutzen kannst:
Arbeite iterativ – also in Runden.
So könnte ein typischer Ablauf aussehen:
- Erste Version holen
– Prompt mit den vier Fragen, erste Antwort der KI abholen. - Kritisch drübergehen
– Was ist gut? Was fehlt? Was passt stilistisch nicht? - Verbessern lassen
– Diese Kritik wieder als Prompt formulieren („Streiche Punkt 3, mach es einfacher, füge ein Beispiel ein“).
Du kannst das der KI auch explizit sagen:
„Nutze bitte einen iterativen Ansatz:
Erstelle zuerst einen Entwurf.
Mach mir 3–5 Vorschläge, wie wir ihn verbessern könnten.
Setze diese Vorschläge anschließend in einer optimierten Version um.“
Damit trainierst du dir eine wichtige Haltung an:
Die erste Antwort ist der Anfang, nicht das Ende.
„Critique & Improve“: KI als eigene Kritikerin nutzen
Eine besonders einfache Technik nennt man oft „Critique & Improve“:
- KI erstellt einen Entwurf.
- KI bewertet ihren eigenen Entwurf nach deinen Kriterien.
- KI überarbeitet den Entwurf auf Basis dieser Kritik.
Beispiel-Prompt:
„Bitte bewerte den folgenden Text kritisch im Hinblick auf:
– Verständlichkeit für Einsteiger:innen
– klare Struktur
– passenden Tonfall („du“, motivierend, praxisnah)
Nenne mir zuerst stichpunktartig 3–5 konkrete Verbesserungsvorschläge.
Erstelle danach eine überarbeitete Version des Textes, in der du diese Vorschläge umsetzt.
Text: …“
Wenn dir eine Version besonders gut gefällt, speichere den Prompt und das Ergebnis. So baust du dir mit der Zeit deine eigene kleine Prompt-Sammlung auf.
Praxisbeispiele: So sieht das im Alltag aus
Zum Schluss noch ein paar Szenarien, wie du die 4-Schritte-Struktur direkt einsetzen kannst.
1. LinkedIn-Post aus einem Blogartikel (Job)
- Rolle: Du bist ein:e erfahrene:r B2B-Marketing-Texter:in mit Fokus auf LinkedIn.
- Aufgabe: Erstelle einen LinkedIn-Post auf Basis des folgenden Blogartikels.
- Kontext:
- Zielgruppe: berufstätige Wissensarbeiter:innen, die neugierig auf KI sind, aber wenig Zeit haben.
- Tonalität: klar, praxisnah, „du“-Ansprache, kein Sales-Sprech.
- Ziel: Neugierig machen auf den vollständigen Artikel.
- Format:
- 1 Hook-Zeile (max. 120 Zeichen).
- 3–5 Bulletpoints mit konkreten Learnings aus dem Artikel.
- 1 Call-to-Action am Ende („Speichere dir den Post“, „Mehr dazu im Artikel“).
2. Meeting-Zusammenfassung in To-dos übersetzen (Job)
- Rolle: Du bist Projektmanager:in und hilfst mir, aus unstrukturierten Meeting-Notizen klare Aufgaben zu machen.
- Aufgabe: Strukturiere das folgende Meeting-Transkript in konkrete To-dos mit Verantwortlichen und, falls erkennbar, Deadlines.
- Kontext:
- Wöchentliches Projekt-Update.
- Mehrere Personen, teilweise durcheinander, einige vage Aussagen („Wir sollten mal…“).
- Format:
- Tabelle mit: Aufgabe | Verantwortlich | Deadline/Zeitpunkt | Status (neu/offen/geklärt).
- Darunter Liste mit offenen Fragen für das nächste Meeting.
3. Urlaubsplanung (privat)
- Rolle: Du bist mein persönlicher Reiseplaner.
- Aufgabe: Plane einen Wochenendtrip für mich und meine Partnerin nach Rom.
- Kontext:
- Wir mögen gutes Essen, ruhige Ecken statt Massentourismus und laufen gerne zu Fuß.
- Reisezeit: Anfang Mai, 2 Übernachtungen.
- Budget: ca. 400–500 € pro Person (ohne Anreise).
- Format:
- Übersicht mit Tagesstruktur.
- Liste mit Restaurant- und Café-Empfehlungen inkl. kurzer Beschreibung.
4. Schwierige Entscheidung durchdenken (privat)
- Rolle: Du bist ein neutraler Entscheidungs-Coach.
- Aufgabe: Hilf mir, die Entscheidung „Soll ich in eine andere Stadt ziehen?“ strukturiert zu durchdenken.
- Kontext:
- Ich bin unsicher, ob ich meine aktuelle Wohnung aufgeben soll.
- Wichtig für mich: Nähe zu Freund:innen, Jobmöglichkeiten, Natur, Miete.
- Format:
- Schritt 1: Stelle mir maximal 7 Rückfragen, um die Situation zu verstehen.
- Schritt 2: Erstelle eine Pro/Contra-Tabelle zu „Umzug ja/nein“.
- Schritt 3: Fasse in 5–7 Sätzen zusammen, welche Punkte besonders entscheidend wirken (ohne Empfehlung).
Du siehst: Dieselbe Struktur trägt in sehr unterschiedlichen Lebensbereichen.
Kurz zu Grenzen & Risiken
So hilfreich KI ist:
Sie ist kein allwissender Experte.
- Sie kann halluzinieren (also Dinge erfinden),
- sie ist nicht immer tagesaktuell,
- und sie hat keine eigenen Werte oder rechtliche Kompetenz.
Gerade bei sensiblen Themen wie Recht, Medizin, Finanzen oder Sicherheit solltest du KI-Antworten immer nur als Entwurf sehen – nicht als fertige Entscheidung.
Im Folgeartikel erkläre ich dir:
- Was Halluzinationen genau sind,
- wie du Antworten systematisch prüfst (Qualitätssicherung),
- und was du aus Datenschutz-Sicht lieber nicht prompten solltest.
Mehr dazu erfährst du im Artikel Grenzen von KI: Halluzinationen, Qualitätssicherung & Datenschutz
Fazit: Dein nächster Schritt
Du brauchst kein Spezialwissen, um mit KI sinnvoll zu arbeiten. Aber du brauchst Struktur:
- Stelle dir vor jedem Prompt vier Fragen:
- Wer sie KI sein (Rolle)?
- Was soll sie tun (Aufgabe)?
- Was muss sie wissen (Kontext)?
- Wie soll das Ergebnis aussehen (Format)?
- Arbeite in Runden, statt auf die eine perfekte Antwort zu hoffen.
- Nutze „Critique & Improve“, um die KI ihre eigenen Antworten prüfen zu lassen.
Häufige Fragen zu Prompting & ChatGPT (FAQ)
1. Was genau ist ein Prompt?
Ein Prompt ist deine Anweisung an die KI – also der Text, den du in das Chatfenster schreibst, um eine bestimmte Antwort oder Aufgabe auszulösen. Je klarer und konkreter dein Prompt, desto besser kann die KI liefern, was du brauchst.
2. Brauche ich technisches Vorwissen, um gute Prompts zu schreiben?
Nein. Du musst weder programmieren können noch Fachbegriffe kennen. Entscheidend ist, dass du verständlich beschreiben kannst, was du brauchst: Rolle, Aufgabe, Kontext und Format. Das ist eher Kommunikations- als Technikthema.
3. Wie lang sollte ein Prompt sein?
Ein Prompt darf ruhig etwas länger sein – solange er klar strukturiert ist. Ein paar gut sortierte Sätze mit Rolle, Aufgabe, Kontext und Format sind hilfreicher als ein kurzer Einzeiler ohne Struktur.
4. Warum sind meine Ergebnisse manchmal trotzdem unpassend?
Das kann mehrere Gründe haben: Der Prompt ist zu vage, wichtige Infos fehlen (Zielgruppe, Kanal, Ton), oder die KI „halluziniert“ und erfindet Dinge. In solchen Fällen hilft es, nachzuschärfen, kritische Rückfragen zu stellen oder die Antwort explizit prüfen und überarbeiten zu lassen.
5. Kann ich Prompts wiederverwenden?
Ja – und das ist sogar sehr sinnvoll. Wenn du einen Prompt gefunden hast, der gut funktioniert, speichere ihn ab und passe ihn bei Bedarf leicht an (z. B. Thema, Zielgruppe, Format). So baust du dir mit der Zeit deine persönliche Prompt-Bibliothek auf.
6. Woran merke ich, dass ein Prompt gut ist?
Gute Prompts erkennst du daran, dass die Antworten: – zu deiner Zielgruppe passen, – in Tonfall und Stil stimmig sind, – dir Nacharbeit ersparen statt zusätzliche Arbeit zu machen. Wenn du merkst, dass du nur noch Kleinigkeiten anpassen musst, bist du auf einem guten Weg.
7. Ist es okay, mehrere Runden mit der KI zu drehen?
Ja, unbedingt. Iteratives Arbeiten ist ein Kernprinzip im Umgang mit KI. Statt auf die eine perfekte Antwort zu hoffen, holst du dir eine erste Version, schaust kritisch drauf und verbesserst sie Schritt für Schritt weiter – gemeinsam mit der KI.

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